Liebe Mitglieder,
die erste Julihälfte – man kann es sich kaum noch vorstellen nach all dem Regen – war für uns noch ganz geprägt von der langanhaltenden Trockenperiode. Viel Arbeit mussten wir daher in die tägliche Bewässerung stecken. Bei der zu diesem Zeitpunkt belegten Beetanzahl bleiben bei Nutzung aller unserer Tröpfchenschläuche 34 Beete ohne Bewässerung. Daher können nicht alle Beete gleichzeitig bewässert werden und die Schläuche müssen immer wieder umgelegt werden, um alles mit Wasser zu versorgen. Verschärfend kam hinzu, dass durch den späten Saatzeitpunkt bei einigen Kulturen, diese für ihre Anfangsphase nicht den Regen aus dem Frühjahr mitnehmen konnten, sondern von uns konstant feuchtgehalten werden mussten. Eine deutliche Zeitersparnis bringt uns der neue Wasserspeicher auf dem Acker, der uns alle zwei Tage den Aufbau vom Hydranten erspart, sowie der kleine neue Brunnen für die Bewässerung des Folientunnels. Zum Glück sind bisher auch die Bisse von Mäusen und Vögeln in den Tröpfchenschläuchen im Vergleich zum letzten Jahr überschaubar geblieben. Gegen Ende der Trockenphase ging der Verbiss langsam wieder los. Wassertränken und schließlich der erlösende Regen haben das Problem aber zum Glück nicht größer werden lassen.
Bei den Kartoffeln hat die anhaltende Trockenheit zunehmend den Ertrag gefährdet und Holgers Einschätzung nach brauchte es dringendst Wasser, um den Ertrag noch zu sichern. Im Normalfall ist die Bewässerung der Kartoffeln nicht nötig und wir bzw. Holger hat dementsprechend auch keine Infrastruktur, um den Kartoffelacker zu bewässern. Doch auch letztes Jahr hatten wir bereits erhebliche Ertragseinbußen bei den Kartoffeln durch die starke Trockenheit. Da nicht klar war, wann wieder Regen kommen würde, musste eine Lösung her, um den Kartoffelertrag dennoch zu sichern. Zu unserem Glück liegt der Kartoffelacker in diesem Jahr direkt neben unserem Acker. Mit Gaertnerteam, Hoger und Vorstand wurde sich dafür entschieden eine Abzweigung von unserem Bewässerungsrohr zu den Kartoffeln zu installieren und diese zu Bewässern. Dafür waren einige Investitionen nötig. Kupplungen, um einen Layflatschlauch zwischen unsere Wasserleitung zu bauen, 2700 Meter Tröpfchenschläuch sowie die zusätzlichen Wassermengen und Arbeitszeit. Der Hauptkostenfaktor, die Tröpfchenschläuche, sind aber so oder so eine notwendige Investition, da wir sie und am besten noch weitere nächstes Jahr für unseren Acker brauchen, da das Umlegen momentan zu Zeitintensiv ist und damit auf Dauer letztlich unwirtschaftlich. Nach der Nutzung auf dem Kartoffelacker reichen die Schläuche bei unseren 45m langen Beeten mit jeweils drei Reihen für zumindest zusätzliche 20 Beete. Allerdings müssen auch alte Schläuche von Zeit zu Zeit erneuert werden, da ihre Lebensdauer begrenzt ist. Mitte Juli hatten wir die Bewässerung für die Kartoffeln dann installiert und alles kräftig bewässert. Danach kam dann auch schon bald die lang ersehnte Regenperiode und hat uns zum Glück weitere Bewässerung erspart. Bisher sieht es so aus, als ob wir den Ertrag sichern konnten und es eine gute Kartoffelernte geben wird.
Beim Knoblauch haben wir leider große Ausfälle, da er sich nur schlecht entwickelt hat. Zunächst musste ein Großteil der Knoblauchzehen leider lange auf die Pflanzung warten, da die Beetvorbereitung sich erheblich verzögert hat (dazu mehr im letzten Ackerbericht). Schließlich haben wir die Trockenheit etwas unterschätzt und die bereits angeschlagenen Zehen sind mit knapper Wasserversorgung leider nur schlecht gekeimt und hatten durch den späten Pflanztermin insgesamt nicht genug Zeit, um sich zu entwickeln.
Der Regen hat etwas Entspannung gebracht und die Arbeit vom Bewässern hin zum Jäten verlagert. Mit den großen Jätedurchgängen in Kohlblock und Möhren sind wir gut durchgekommen. Die Möhren und die späteren Kohlsätze entwickeln sich gut. Jetzt, mitte ende August, wird auch der früher gepflanzte Kohl langsam erntereif. Dieser hat sich insgesamt leider nur unzufriedenstellend entwickelt. Insbesondere der Ertrag im Brokkolisatz ist gering. Spitzkohl und Chinakohl haben sich etwas besser gemacht. Zumindest freuen wir uns, dass diese Kohlsätze überhaupt noch etwas werden trotz der späten Pflanzungen im Frühjahr durch die verspätete Grundbodenbearbeitung und den damit verbunden Stress für die lange wartenden Jungpflanzen. Leider natürlich wesentlich später als eigentlich vorgesehen und nun in Überschneidung mit den späteren Sätzen.
Der Regen hat fast allen Kulturen gut getan, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich. So sind der Anhaltenden Feuchtigkeit leider zwei Sätze Salat zum Opfer gefallen. Auch die Zwiebelernte wird durch ihn erschwert bzw. verzögert, da die Zwiebeln zunächst auf dem Feld abtrocknen müssen. Dies war durch den anhaltenden Regen länger nicht möglich und die Feuchtigkeit hat leider dazu geführt, dass wir einen erheblichen Teil der Pflanzzwiebeln wegen Fäulnis aussortieren mussten. Jetzt, Ende August, konnten wir die Trockenphase nutzen, um alle Zwiebeln rauszumachen, (leider nur kurz) trocknen zu lassen und ins Trockene zu bringen. Hier werden wir sie jetzt auf dem Dachboden von Holgers Stall ausbreiten, wo sie weiter trocknen können.
Der Keller ist nun freigeräumt. Wir holen im Sommer alle leeren Großkisten raus und stellen sie zur Desinfektion in die Sonne.
Anfang Juli haben wir wie geplant die Rote Bete zum Lagern und schwarzen Rettich ausgesät. Auf die Radischenaussaat haben wir verzichtet, da die vielen Kohlerdflöhe momentan diesen wohl wieder kaum eine Chance geben würden. Denn seit Anfang Juli ist die zweite Generation der Kohlerdflöhe im Kohlblock unterwegs. Ihnen fiel bereits ein Satz frisch gepflanzter Kohl zum Opfer und beim ausgesäte Rettich ist noch nicht klar, ob er die Erdflöhe überlebt. Da die Erdflöhe Feuchtigkeit nicht so mögen, hat zumindest der mitte Juli einsetzende Regen etwas entgegen gewirkt, so das der schon große Kohl den Fraß bisher gut weg steckt.
Die feuchte Witterung haben wir auch dazu genutzt unseren Angezogenen Lauch in seine Beete zu verpflanzen.
Gepflanzt haben wir im Juli und August nach Plan mehrere Sätze Salate sowie ein Satz Romanesko, Fenchel, Zuckerhut, Raddicchio und Grünkohl. Grünkohl haben wir noch Jungpflanzen nachbestellt, da die Mäuse dem frisch gepflanzten Grünkohl momentan sehr zusetzen und der Grünkohl für die Winterzeit essentiell ist. Wir wollen nun die nächsten Grünkohlpflanzen in den Anzuchttöpfchen noch etwas größer werden lassen und hoffen, dass es dann mehr von ihnen schaffen, bevor eine Maus ihnen den Haupttrieb abfrisst. Auch beim Fenchel und roter Bete haben wir größere Ausfälle durch Mäusefraß. Beim letzten Fenchelsatz haben wir rund 50 Prozent durch Mäusefraß verloren.
Apropo Mäuse: um die Mäusepopulation einzudämmen, hatten wir uns dieses Jahr ja dafür entschieden, die Kleegrasflächen umzubrechen und eine Sommer-Gründüngung einzusäen. Die Aussaat ist zunächst wegen der Trockenheit schlecht aufgelaufen, hat sich dann aber nachholend durch den Regen doch noch passabel entwickelt. Der Einfluss der Maßnahme auf die Mäusepopulation lässt sich noch schwer einschätzen, momentan sind sie leider wieder ziemlich aktiv. Umso mehr haben wir uns darüber gefreut, dass wir vor Kurzem das Mauswiesel wieder auf dem Solawi-Acker beobachten konnten und hoffen, es hat seinen neuen Unterschlupf schon bemerkt. Als Vorbereitung für Winter und nächstes Frühjahr werden nun bis mitte September von Holger die Gründüngungsblöcke sowie die bis dahin freien Beete mit Mist versorgt, Grundbearbeitet sowie Wickrocken als Winterzwischenfrucht eingesät.
Die Kürbisse bereiten uns sorgen. Die Blätter zeigen ein etwas krankes Bild. Nach der Beratung vom Naturland Pflanzenschutzchat könnte es ein Virusinfekt sein, der durch das Saatgut selbst oder Läuse in den Bestand gelangt sein könnte. Läuse haben wir nicht gesichtet, wir vermuten daher das Saatgut als Ursache. Wie dem auch sei – bisher wachsen die Kürbisse trotz allem weiter und entwickeln sich bisher besser als zunächst befürchtet. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Fruchtbildung gestört ist.
Der Stangensellerie, den ihr diese Woche in der Ausgabe gefunden habt, hat sich schön entwickelt. Allerdings gab es einen Fehler bei unserem Pflanzenzulieferer. Wir wollten eigentlich nur eine kleine Menge Stangensellerie anpflanzen als Ergänzung, weil er sich bei der letzten Umfrage von vielen gewünscht wurde. Der Großteil sollte wie jedes Jahr Knollensellerie sein. Allerdings ist unserem Pflanzenzulieferer leider einen Fehler unterlaufen, sodass wir nur Stangensellerie bekommen haben. Als Knollensellerie etikettiert war er und als Jungpflanze ist leider noch kein unterschied erkennbar. Jetzt haben wir über tausend Stangensellerie statt Knollensellerie. Es wird also viel davon in den kommenden Ausgaben geben und im Winter leider kein Knollensellerie. Wir suchen noch nach Möglichkeiten einen Teil vielleicht an Biomärkte abzusetzen, um die Stangensellerieflut zu begrenzen. Unser Jungpflanzenzulieferer hat uns zunächst mal als Ausgleich kostenlos mehr Winterlauch geliefert, dass einzige was jetzt noch verfügbar und sinnvoll pflanzbar war. Insgesamt ist es aber sehr ärgerlich, weil der Knollensellerie uns im Winter fehlen wird.
Den zusätzlichen Winterlauch haben wir bereits verpflanzt. Kommende Woche stehen dann als Pflanzungen Salate, der erste Satz Feldsalat und der nachbestellte Grünkohl an.
Schön ist: die Stangenbohnen erleben gerade durch den vielen Regen eine zweite Blüte und liefern noch mal gut Bohnen. An dieser Stelle vielen Dank an die Bohnenpat_innen und weiteren Helfer_innen, ohne die die Bohnenernte gar nicht möglich wäre! Auch die Tomaten und Gurken tragen ordentlich. Der schöne Tomatenbestend beruht nicht zuletzt auf der kontinuierlichen Pflege der Tomatenpat_innen – vielen Dank für den Einsatz! Auch die Zucchinis legen inzwischen richtig los und müssen konstant beerntet werden.
Bis bald
Thomas