Liebe Mitglieder,
Es gibt einiges aus den letzten Wochen zu berichten. Viel hat sich verändert auf dem Acker und viel ist passiert, womit niemand gerechnet hätte, was den Saisonstart teilweise zu einer intensiven Geduldsprobe gemacht hat.
Wie einige von euch sicherlich bemerkt haben, fehlen dieses Jahr in der Ausgabe Kohlrabi , Blumenkohl und Brokkoli, sowie schon im letzten Ackerbericht erwähnt, Radieschen, Rettich, Mairüben und Pak Choi.
Da alle diese Kulturen zur Familie der kreuzblütler bzw. Kohlgewächse gehören und bei den Kohlerdflöhen auf dem Speiseplan stehen, wurden sie wie jedes Jahr von diesen Tierchen, die eigentlich Käfer und keine Flöhe sind, angefressen. Wie stark die Erdflöhe in einem Jahr durchgreifen hängt von mehreren Faktoren ab, wie unter anderem auch von Wetter, die nicht vorhersehbar sind. Dieses Jahr war der Befall um diese Jahreszeit besonders stark. Hinzu kam, dass sich die Jungpflanzen, durch das langsame Wachstum, aufgrund der lang anhaltenden niedrigen Temperaturen und der nur dürftig vorbereiteten Beete, kaum gegen den Käfer durchsetzen konnten, um aus den Fraßschäden hinauszuwachsen.
Letztendlich mussten wir uns im Mai dann doch leider dafür entscheiden, auch die letzten drei dieser Frühen Käsekulturen unter zu fräsen, da der Schaden schon zu groß war. Einen kleinen Teil des Kohls haben wir nachbestellt und nachgepflanzt. Nach dem dritten Versuch, Radieschen auszusäen und wieder dem Ergebnis angefressener Keimlinge, haben wir es aufgegeben. Auch Spritzungen mit einem ökologischen Spritzmittel haben hier leider keinen Erfolg gezeigt.
Dass ihr auch bis jetzt keinen Spitzkohl hattet, liegt daran, dass in Bingenheim einen Fehler bei der Saatgut Abfüllung gab und die Solawi Petersilie, die unsere Spitzkohl Jungpflanzen vorzieht, daraufhin die falschen Kohlpflanzen anzog. Der Spitzkohl kommt deshalb auch deutlich später als sonst. Die nächsten Sätze Blumenkohl und Brokkoli und Kohlrabi sehen deutlich besser aus, aber dauern natürlich noch. Wir bitten euch um Verständnis, dass die nicht so viel in der Abholung ist wie geplant. Aber das Wetter und die Flöhe haben es uns nicht leicht gemacht.
Holger hat den Großteil der Grundbodenbearbeitung dieses Jahr fast zwei Monate später gemacht, als im letzten Jahr, da die Zeitfenster mit trockenem Wetter vorher zu kurz waren und er dann erst seine eigenen Felder zu bearbeiten hatte. So kamen die meisten Jungpflanzen und Saaten deutlich später in den Boden als geplant. Das betraf überwiegend Kohle, Frühmöhren, Frühkartoffeln, Knoblauch, Sellerie, Kürbisse und Zucchini. Alle diese Kulturen sind mittlerweile auf gutem Wege und größtenteils gesund, aber eben verspätet. Leider können wir nicht ausschließen, dass die Pflanzen durch die lange Wartezeit zu viel gestresst wurden und dadurch versuchen werden, früher in die Blüte zu gehen. Momentan sieht es noch nicht danach aus.
Was wir daraus gelernt haben ist, dass wir uns einerseits z.B. besser kalten Temperaturen anpassen müssen. Aktuell besitzt die Solawi Verfrühungsfliese für drei Beete. Bis Mitte Mai hatten wir noch häufiger Nächte um die 0 Grad. In dieser Zeit haben wir allerdings über 40 besetzte Beete. Ein paar weitere Fliese wären deshalb sicherlich eine nützliche Investition, um die sensibelsten Kulturen zu schützen und ihnen ein schnelleres Wachstum zu ermöglichen. Außerdem müssen wir uns andererseits überlegen, wie wir in Zukunft Holger besser entlasten können, wenn es wetterbedingt mit der Bodenbearbeitung eng wird und er seinen eigenen Betrieb nicht warten lassen kann.
Auch das Thema Brunnen hat uns das gesamte bisherige Frühjahr intensiv begleitet und uns so manchen Nerv gekostet, da viel Improvisation gefragt war.
Schon im letzten Jahr hatten wir ja beschlossen, den Versuch zu starten, händisch ein Brunnenloch zu bohren. Nach langer Wartezeit auf die Genehmigung konnten wir damit im Frühjahr beginnen.
Da der Versuch, einen Brunnen von Hand zu bohren, leider bei einer Tiefe von 7m endete, da der Boden dann zu viele Steine enthielt, war klar, dass dieser Brunnen nur Oberflächenwasser führen würde und nicht für die gesamte Versorgung des Ackers reichen würde.
Es standen folgende Alternativen zur Auswahl.
– Die Bohrung eines weiteren Brunnens durch ein Brunnenbohrunternehmen.
– Die Verlegung eines Stabilen Rohrs zum Stadthydranten.
– Kurzfristig durch Holgers Input die Idee, einen von zwei Brunnen auf seinem Gelände anstatt den Hydranten zu nutzen.
Der Vorstand, die Gärtner, Holger und Gerrit sind zu dem Beschluss gekommen, dass die Möglichkeit, Holgers Brunnen zu nutzen, das einfachste sei.
Und so wurde, nachdem das gesamte System angeschafft und aufgebaut war, zunächst der erste Brunnen in Betrieb genommen.
Zur Ernüchterung wurde festgestellt, dass die maximale Menge, die dort entnommen werden konnte, pro Tag nur 4m3 waren, da der Brunnen etwas flacher war, als Holger vorher ausgemessen hatte. Ca 10 Tage lang wurden täglich 4m3 entnommen, in der Hoffnung der Brunnen würde sich noch frei laufen und die Entnahmemenge ansteigen. Es passierte allerdings das Gegenteil. Als der Brunnen plötzlich eines Morgens nur 2m3 lieferte, konnte man davon ausgehen, dass dieser Brunnen keine Option mehr war, da der Wasserbedarf um gleichzeitig die auflaufenden Möhren, die Zwiebeln, auflaufende Zucchini und Kürbisse über mehrere Tag konstant feucht zu halten, damit die Keimlinge nicht absterben, schon etwa 10m3 pro Tag bedurfte. Diesen Wasserbedarf hatten wir so vorher auch noch nie, da bei die Saaten noch nie so spät in den Boden kamen und auch nicht alle auf einmal. Es wurde daraufhin mit Holger besprochen, dass der zweite Brunnen nun in Betrieb genommen werden müsste, von dem er dachte, dass dieser über 25m tief wäre. Als dann jedoch das Pumpenseil heruntergelassen wurde, um zu sehen wie Tief die Pumpe hängen kann, mussten wir leider feststellen, dass der Brunnen nicht tiefer sondern noch flacher war als der erste Brunnen.
Da wir mit diesem neuen Stand der Dinge davon ausgehen mussten, dass die Wasserversorgung so durch keinen der beiden Brunnen sichergestellt werden konnte und jetzt dringend eine solide Lösung benötigt wurde, haben wir das Bewässerungssystem erneut umgebaut und daran den Hydranten von der Stadt angeschlossen.
Es ist noch offen, ob einer der Brunnen in Zukunft irgendwann reaktiviert werden kann.
Vorerst bleibt es bei Stadtwasser.
Das Gute ist, wir wissen, dass unsere Technik gut funktioniert und die Rohre viel haltbarer sind als die Feuerwehrschläuche. Außerdem haben wir jetzt einen Zwischenspeicher, der es uns ermöglicht, 8m3 auf dem Acker zu speichern und so zu dosieren, wie wir ihn brauchen. Dadurch sparen wir uns viel auf und Abbauarbeit am Hydranten.
Außerdem haben wir an den handgebohrten, 6m tiefen Brunnen auf dem Acker auch eine Pumpe angeschlossen und können seitdem täglich 1000-2000 Liter dort hochpumpen und damit die Blumen und Kräuterbeete, die Gurken, die Tomaten und die Paprika im Tunnel bewässern. Das freut uns und wir hoffen, dass das auch so bleibt.
Dieser Ackerbericht liest sich bestimmt nicht so wie man es sich wünscht, ist auch deutlich länger ausgefallen und kam auch später als geplant, wie so ziemlich alles dieses Jahr.
Es sind gibt eigentlich noch mehr zu berichten, aber der Rahmen des Ackerberichts wäre damit wohl überlastet. Was wir euch trotzdem noch mitteilen möchten, ist dass seit Anfang diesen Monats unsere liebe Nachbarin Laura uns als Saisonkraft unterstützt. Das freut uns sehr!
Wenn ihr noch Fragen habt. Könnt ihr euch auch gerne persönlich an uns wenden oder ihr kommt nächsten Donnerstag zum Plenum auf den Acker. Es wird diesmal auch gegrillt, sofern uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht. Aber beschweren wollen wir uns bei Regen nicht 😉
Bis bald
Chris