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Nach Jahrhundertdürre Blick nach vorne
Im Frühjahr 2019 wird die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) Friedberg-Dorheim in ihr viertes Geschäftsjahr gehen. Aus diesem Anlass gibt Gründungsmitlied Dr. Peter Raupp einen Lagebericht. »Die Jahrhundertdürre 2018 hat uns allen vor Augen geführt, welch wichtige Rolle(n) die Landwirtschaft beim Klimawandel spielt – ist sie doch gleichzeitig Treiber, Opfer und potenzieller Retter.« Raupp verweist auf Extremwetter und Ernteausfälle.
Vielfalt und sicheres Einkommen
Konkrete lokale Ansätze eines Agrarwandels seien kostbar, – »getragen durch die Landwirte und Konsumenten selbst, unabhängig und selbstverwaltet«. Für beide Seiten – und die Umwelt – bringe die Solidarische Landwirtschaft vielfältige Vorteile, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Durch die kurzen Wege der Mitglieder zu den Abholstationen entstünden sehr geringe transportbedingte Kosten und CO2-Emissionen. Verpackungen würden komplett vermieden; Gemüse und Salat hätten Bio-Qualität, seien tagesfrisch, regional und saisonal. Die bunte Mischkultur auf dem biologisch bewirtschafteten Solawi-Acker tue der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität gut. Das stabile, voraussagbare Einkommen, unabhängig von Wetter und Marktsituation, trage zur Existenzsicherung der Bauersfamilie bei, und die Gemeinschaft stelle für Mitglieder den direkten Bezug zum Ursprung ihrer Lebensmittel wieder her.
Seit Anfang 2016 gibt es – neben einer weiteren Wetterauer Solawi in Wallernhausen – die Solawi Friedberg-Dorheim. Auf dem Naturland-zertifizierten Bio-Hofgut Pabst werden auf dem etwa einen Hektar großen Solawi-Acker jährlich etwa 40 verschiedene Sorten Salat und Gemüse angebaut, einmal pro Woche geerntet und zu den zwei Abholstationen auf dem Hof und in Friedberg (Nähe Stadtkirche) gebracht.
Mitwirken auf dem Acker, bei der Organisation, und/oder bei den sechswöchigen Plenumssitzungen ist erwünscht, aber keineswegs Voraussetzung für eine Mitgliedschaft in der Solawi.
Vollzeitstelle für Gemüsegärtner
Die Zahl der Mitglieder beziehungsweise der Anteile stieg von 29 im Jahr 2016 auf 50 2017 und 75 in diesem Jahr. Nach einem äußerst ertragreichen Geschäftsjahr vom März 2017 bis zum Februar 2018 wirkten sich die Wetterextreme dieses Jahres auch auf den bisherigen Ertrag des Solawi-Ackers aus. Trotz kostspieliger Bewässerung trocknete der hofeigene Brunnen erstmals aus. Den richtigen Riecher habe Landwirt Pabst mit der Entscheidung gehabt, erstmals Tomaten und Paprika anzubauen – mit Blick auf Mitgliederwünsche und Klimawandel, heißt es weiter in der Pressemitteilung.
»Für das neue Geschäftsjahr, beginnend im März 2019, hoffen wir auf einen weiteren Zuwachs an Mitgliedern«, schreibt Raupp. Die Solawi wolle einem Gemüsegärtner eine Vollzeitstelle anbieten. »Allerdings möchten wir, trotz steigenden Interesses in der Bevölkerung, unserem Wachstum bewusst Grenzen setzen und die Mitgliederzahl im zweistelligen Bereich halten – bei 99 wäre Annahmeschluss!«